Besonderer Besuch aus Israel

Vergangenen Mittwochen (13. Juli 2022) besuchte die Familie Tobias aus Israel die Sieg-Heller-Stadt. Andy Tobias (63), Karin Halevy-Tobias (59) und Orly Tsabar (53), das sind jene Nachkommen der einst vertriebenen jüdischen Familie Tobias aus Betzdorf. Ihr Urgroßvater, Callmann Tobias, kam einst aus Anhausen nach Betzdorf und war hier in Betzdorf Viehhändler. Callmanns jüngster Sohn Dagobert fiel im ersten Weltkrieg als Soldat für das Deutsche Kaiserreich auf dem Schlachtfeld in Russland. Der ältere Bruder, Sally Tobias, (1883 in Betzdorf geboren), musste mit seiner Familie – wie alle seine Verwandten auch – vor der Verfolgung und Vernichtung der Juden durch das Deutsche Reich der Nazis ins Ausland fliehen. Sally Tobias und seiner Familie gelang die Flucht nach Argentinien, wo er später seine Frau und Mutter seiner Kinder kennenlernte.

Ihr Großvater habe immer viel von Betzdorf erzählt und darum wollten sich die Geschwister nun gerne selbst ein Bild von der Heimatstadt ihrer Vorfahren machen.

Nachdem sich die Familie Tobias bei Gerd Bäumer von Verein Betzdorfer Geschichte e.V. (BGV)gemeldet hatte, stand sofort fest, dass man den Gästen gerne die Stadt und deren Geschichten zeigen möchte.

Im Rathaus Betzdorf gab es zu Beginn einen herzlichen Empfang. Bürgermeister Bernd Brato begrüßte die Gäste, auch im Namen von Stadtbürgermeister Benjamin Geldsetzer und dem Ersten Beigeordneten Hans-Werner Werder. Nach einer eingängigen Rede trugen sich die Gäste in das Goldene Buch der Stadt Betzdorf ein – so wie vor rund 30 Jahren ihr Vater, Klaus Tobias bei seinem Besuch in Betzdorf. Helmut Münzel begleitete und übersetzte die Veranstaltung sowie den Rundgang durch die Stadt.

Nach der Feierstunde im Rathaus ging es in Begleitung von Gerd Bäumer und Michael Lieber (BGV), Dr. Peter Lindlein, sowie  Paul Geyer, Jewel Kilian und Sara Czuprynski (Freiherr-vom Stein-Gymnasium, MSS 12) in einem Rundgang durch Betzdorf. An verschiedenen Stationen gab es immer wieder Hinweise auf die Vorfahren der Tobias‘ Geschwister. So z.B. das jüdische Gräberfeld auf dem Friedhof Betzdorf auf dem ihr Urgroßvater Callmann Tobias beerdigt wurde, das ehem. Kaufhaus Gerolstein in der Kirchstraße, der Ruth-Tobias-Weg (benannt nach einer Verwandten der Familie Tobias) oder die Gedenkrosette am Übergang zur Viktoriastraße an der jährlich am 9. November der Opfer der Pogromnacht gedacht wird.

Für Andy Tobias, Karin Halevy-Tobias und Orly Tsabar war es eine ganz besondere Erfahrung. Sie dankten den Schüler*innen und den BGV für die Führung, die vielen interessante Gespräche und das geteilte Fachwissen über ihre Vorfahren und deren Heimat. „Es war eine ganz besondere Erfahrung.“, so Andy Tobias.